Beim 15. Erfahrungsaustausch des Energie-Netzwerks für die Wirtschaft in Liechtenstein drehte sich alles um Kunststoff. Unter dem Motto „Stoffkreisläufe schliessen“ diskutierten rund 60 Expertinnen und Experten in Eschen über Wege zu mehr Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz bei Kunststoff in der Industrie.
 Am Dienstag, 28. Oktober 2025, trafen sich rund 60 Fachleute aus Industrie, Gewerbe, Verwaltung und Forschung bei der ELREC AG in Eschen, um sich über aktuelle Entwicklungen in der Kreislaufwirtschaft auszutauschen. Gastgeberin war die ELREC AG, die mit ihrem Engagement für Energieeffizienz und Ressourcenschonung ein starkes Zeichen setzt. Der Anlass stand unter dem Titel «Stoffkreisläufe schliessen am Beispiel Kunststoff» – ein brandaktuelles Thema angesichts der globalen Umweltbelastung.
 Nach der Begrüssung durch Nikolai Franzke von der Lenum AG und einer Präsentation der Energiefachstelle über Förderinstrumente für Energieeffizienz erhielten die Teilnehmenden beim Betriebsrundgang spannende Einblicke in die Produktionsprozesse der ELREC AG. Anschliessend beleuchteten zwei Experten die Herausforderungen und Chancen der Kunststoffindustrie.
 Kurt Röschli, Präsident des Verbands Schweizer Plastic Recycler, machte deutlich, wie gewaltig die Dimensionen sind: „Laut BAFU fallen von 800'000 Tonnen Kunststoff, die im Jahr importiert werden, rund 790'000 Tonnen Abfälle an.“ Doch er sieht darin kein unlösbares Problem, sondern eine wertvolle Ressource: „Diese Abfälle sind in Wahrheit Wertstoffe und das Gold von morgen.“
 Röschli skizzierte die Vision einer Industrie, die Abfälle nicht länger als Entsorgungsproblem betrachtet, sondern als Rohstoffquelle. Er stellte konkrete Projekte vor, die zeigen, wie durch sortenreines Recycling, moderne Aufbereitungstechnologien und verbesserte Sammelsysteme die stoffliche Wiederverwertung massiv gesteigert werden kann. Entscheidend sei dabei, dass Industrie und Politik gemeinsam handeln: Nur mit klaren Rahmenbedingungen könne eine funktionierende Kreislaufwirtschaft entstehen.
 Wie diese Prinzipien in der Praxis umgesetzt werden, zeigte Mario Semadeni, Nachhaltigkeitsmanager der Plaston AG. Sein Unternehmen stellt Gehäuse und Verpackungslösungen aus Kunststoff her. „Wir haben rund 99 Prozent unserer CO₂-Emissionen im Bereich der vor- und nachgelagerten Kette“, erklärte Semadeni. Entsprechend konzentriere man sich auf nachhaltige Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette:  von der Materialauswahl über die Produktion bis zum Recycling.
 Mit grosser Entschlossenheit betonte er die Bedeutung von Kooperationen: „Mit Beharrlichkeit und guten Partnerschaften schaffen wir es, Kreisläufe zu schliessen.“
Diese Haltung prägt auch die Zusammenarbeit innerhalb des Energie-Netzwerks, das Unternehmen aus Liechtenstein und der Region verbindet, um voneinander zu lernen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.
Die Teilnehmenden diskutierten engagiert über neue Technologien, digitale Rückverfolgbarkeit von Materialien und politische Rahmenbedingungen, die Innovation fördern. Einig war man sich, dass die Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Kunststoffrecycling könne Kosten senken, Abhängigkeiten von Primärrohstoffen reduzieren und neue Geschäftsfelder eröffnen.
Beim abschliessenden Apéro nutzten die Gäste die Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung. Die Atmosphäre war geprägt vom Bewusstsein, dass Nachhaltigkeit nur durch gemeinsames Handeln gelingt. Der Erfahrungsaustausch zeigte eindrücklich, dass der Wandel zur Kreislaufwirtschaft in vollem Gange ist und dass Liechtenstein und die Schweiz hier eine aktive Rolle spielen.
16:30 - 20:00 Uhr:
Vortrag Amt für Volkswirtschaft: Förderungsinstrumente für Energieeffizienz und erneuerbare Energie
Vorstellung ELREC AG
Expertenvortrag zum Thema Kunststoffkreisläufe:
Aktueller Stand und Vision für die Kunststoffindustrie von Kurt Röschli, Verband Schweizer Plastik Recycler
Impulsvortrag: Kunststoffrecycling in der industriellen Praxis, Mario Semadeni, Plaston AG
Rundgang ELREC AG
Apéro und Networking
Fotos: Lenum AG